Forschendes Lernen mit Digitalen Medien - ein Rahmenmodell

Das Rahmenmodell liefert Orientierungspunkte für Konzeptionierung, Implementierung und Evaluation für ein forschendes Lernen mit digitalen Medien. 

Forschendes Lernen

Forschendes Lernen stellt ein konstruktivistisches und damit auch ein intrinsisch motiviertes, selbstgesteuertes Lernen dar. Eine Besonderheit des forschenden Lernens besteht darin, dass es ein Lernen darstellt, dass forschungsmethodisch basiert ist und wissenschaftliche Reflexionsstrategien gezielt für den Erkenntnisprozess einsetzt. Als hochschuldidaktischer Ansatz gewinnt das forschende Lernen zunehmend an Relevanz. 

Eine zentrale Aufgabe für Lehrende, die sich dem forschenden Lernen verpflichtet fühlen, besteht darin, die einzelnen Aspekte des Forschungszyklusses fachspezifisch zu didaktisieren. Um diesen Prozess der fachspezifischen Didaktisierung zu unterstützen, wurde ein Didaktisches Rahmenmodell für forschendes Lernen entwickelt.

Im Folgenden wird ein didaktisches Rahmenmodell für das forschende Lernen mit digitalen Medien vorgestellt. Dieses Rahmenmodell soll es Lehrenden ermöglichen bei der elementaren Planung von Lehr-/Lernszenarien des forschenden Lernens auf basale Orientierungspunkte zurückzugreifen

Die horizontale Achse des didaktischen Rahmenmodells beschreibt die verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses. Die vertikale Achse beschreibt die zunehmende Öffnung der Anteile des selbstgesteuerten Lernens im forschenden Lernen.

Erläuterung der Forschungsphasen

  • Heuristische Phase: Studierende entwickeln ein Erkenntnisinteresse und formulieren eine eigene Fragestellung bzw. Forschungsfrage.
  • Forschungsdesign: Auseinandersetzung mit einem erkenntnisangemessenen Forschungsdesign.
  • Datenerhebung: Studierende recherchieren bereits vorhandene Informationen/Daten oder generieren eigene
  • Evaluierung & Reflexion: Studierende unterziehen die Daten einer kritischen Analyse anhand wissenschaftlicherQualitätsmerkmale (Objektivität, Reliabilität, Validität).
  • Analyse & Synthese: Analyse der Daten in Bezug auf die Generieren eines kohärenten, datenbasiertenWissens.
  • Ergebnisse & Ergebnispräsentation: Forschungsergebnisse werden präsentiert und heuristisch thematisiert („Wie lassen sich die Ergebnisse verstehen?“, „Welche Forschungsfragen könnten an diese Ergebnisse anschließen?“).

Erläuterung zu der Einbindung von Digitalen Medien

Um digitale Medien im Rahmenmodell synergetisch miteinzubinden, wurde mit dem Anstieg des Grades des selbstgesteuerten Lernens auch Web 2.0 Medien den einzelnen Stufen zugeordnet, die von der medialen Grundstruktur tendenziell stärker einen selbstgesteuerten Umgang einfordern bzw. weniger eine spezifisch handlungsleitende Vorstrukturierung besitzen.

Diese Zuordnung ist allerdings als unvollständig, provisorisch und stark schematisierend zu verstehen, da z.B. der Einsatz von Web 2.0 Medien dekonstruiert werden kann. So lässt sich beispielsweise ein WordPress-Blog als Wiki-Tool einsetzen. Eine solche Kategorisierung wird auch in Hinblick auf die Polyvalenz digitaler Medien prekär. So kann Twitter als Debattiertool (Phase 1, Stufe 2) oder zur Vernetzung einer Forschungsgemeinschaft – z.B. via eines gemeinsamen, veranstaltungsspezifischen „Hashtags“ – Stufen- und phasenübergreifend eingesetzt werden. Die Legitimierung einer solchen Schematisierung ergibt sich wiederum – trotz dieser Nachteile und Einschränkungen – aus dem heuristischen Zugang zu den Didaktisierungspotenzialen von Web 2.0 Medien für das forschende Lernen, der durch dieses Modell möglich wird. Mit der Zunahme der Anforderungen des selbstgesteuerten Lernens auf den jeweiligen Stufen empfiehlt es sich generell, sukzessive die didaktischen Vorgaben für den Einsatz von Web 2.0 Medien zu vermindern.